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Scooter.
Aus: Berlin / D
Move's on: Kontor Recordings.
Biographie: THE ULTIMATE AURAL ORGASM
Lass uns Tanzen - Dies ist die bereits dreizehn Jahre währende Erfolgsgeschichte dreier Herren aus dem hohen Norden, die mit dem Bandnamen SCOOTER eine weltweit bekannte Marke prägten. Scooter - das sind die Urmitglieder und Gründer H.P. Baxxter, Rick J. Jordan und Jens Thele und das im letzten Jahr dazugestoßene Neumitglied Michael Simon.
Scooter gehören zu den wenigen Bands und Künstlern deutscher Herkunft, die es geschafft haben, die musikalische Landschaft über eine Zeitspanne von mehr als einem Jahrzehnt nachhaltig zu prägen, ohne dabei an Frische und Energie einzubüßen.
Scooter polarisieren - geliebt wie geächtet, steht ihr Style doch unbestritten für das Gegenteil von Langeweile. Weit über 12 Millionen verkaufte Tonträger, über 60 Gold- und Platin-Schallplatten aus aller Welt, sowie eine Sammlung hochkarätiger Musikpreise sprechen eine klare Sprache.
Zeit für eine nähere Betrachtung dieses Phänomens:
Wir schreiben das Jahr 1994, im Underground tobt die weltumspannede Partynation sich auf unzähligen Raves und in neu entstehenden Techno-Clubs aus, während die Charts noch von eher platten Euro-Dance Produktionen und Mainstram beherrscht werden.
Mit der für damalige Verhältnisse eigentlich unkommerziellen Produktion "Hyper Hyper", stürmen Scooter scheinbar aus dem Nichts in die Charts und machen Techno über Nacht salonfähig. Acht harte Lehrjahre unter dem Namen "Celebrate The Nun", flankiert von diversen Projekten und Remixen, sollten sich jetzt auszahlen.
Mit Songs wie "Move Your Ass", "Friends", "Endless Summer" und "Back In The UK" wiederlegen sie eindrucksvoll den Eindruck, es handele sich bei Scooter nur um ein weiteres One-Hit-Wonder der frühen neunziger Jahre.
"How Much Is The Fish?", "Maria (I Like It Loud)", "Nessaja", "One (Always Hardcore)" und "Hello! (Good To Be Back)", um nur einige zu nennen, markieren in den folgenden Jahren exemplarisch den Karriereweg dieser ungewöhnlichen Formation. Und so steht anerkennendes Erstaunen über die fortdauernde Bandgeschichte nicht selten am Beginn eines Interviews, gepaart mit der Frage nach dem Rezept dieses Erfolges.
"Find out, what you cannot do and then go and do it!" zitiert H.P. lapidar einen seiner Lieblingssätze, der offenkundig zum Leitmotiv der Band geworden ist." Wenn du dir deine Neugier nicht erhalten kannst, gepaart mit einem gesunden Quantum forschender Naivität, dann kannst du eigenlich gleich aufhören, dann macht das Ganze keinen Spaß und somit auch keinen Sinn mehr. Außerdem sollte man glaubwürdig sein. Wir machen im Studio alles selbst, das honorieren die Fans." Nicht selten ist es auch Baxxters unaufhaltsamer Drang nach unkonventionellen Ansätzen, der seine Kollegen mitunter in den Wahnsinn zu treiben scheint.
"Der Mann kommt machmal mit den kaputtesten Ideen um die Ecke und wir können dann sehen, wie man gemeinsam daraus ein Stück Musik macht", so Rick J. Jordan augenzwinkernd auf die Frage nach der Zusammenarbeit. "Aber dafür liebe ich ihn; es inspiriert ungemein, und man kann sich fest darauf verlassen, auf Substanz zu stoßen, wenn man sich nur lange genug mit seinen Einfällen auseinander setzt."
Auch wenn sich seine Texte vor allem mit dem Anfeuern des Partyvolkes, siegreichen Battles mit imaginägen MC-Rivalen und dem "Scooter-Ding" als solchem auseinandersetzen, so liebt es H.P. zuweilen mit diebischer Freude, Platitüden witternde Zeitgenossen mit literarischen Zitaten und hinter vermeintlich trivialer Wortwahl versteckten Botschaften zu verwirren (Respect to the men in the icecream van - eine Hommage an The KLF). Letztlich ist Baxxter das Infant Terrible, als auch der audiovisuelle Fixpunkt der Band, der Scooter in den letzten 13 Jahren unverwechselbar geprägt hat.
Keyboarder und Audio-Engineer Rick J. Jordan hingegen ist eher der ruhende Pol des Teams: "Ich versuche, das im Produktionsprozess enstehende kreative Chaos einzufangen, zu sortieren und mit eigenen Ideen darauf aufzubauen.", so Jordan über den Produktionsalltag bei Scooter. Neben den Bereichen Sounddesign und der Tontechnik ist er der "Musiker" im Team, mit über 30 jähriger Klaviererfahrung und klassisch geprägtem Musiktheorie-Wissen erweckt er auch schon mal ein virtuelles Sinfonieorchester im Rechner zum Leben und inszeniert mit Leidenschaft viele der Scooter-typischen Ausflüge in genrefremde Musikstile wie Rock, Klassik oder irisch-keltische Folklore.
Als drittes, meist unsichtbares, Gründungsmitglied der Band hält Jens Thele dem Team businessmäßig Kopf und Rücken frei. Als Mastermind und Geschäftführer von KONTOR Records knüpft international die Kontakte für Scooter und gibt in Marketingfragen visionär den Ton an. "Außerdem ist es oft unverzichtbar, wenn Jens in der Endphase einer Produktion ins Studio kommt und das vorhandene Resultat aus der Sicht des A&R-Mannes und langjährigen DJ´s beurteilt. Er ist dann wie ein Joker, der manchmal mit wirklich überraschenden Ideen und Verbesserungsvorschlägen aufwartet. Man merkt einfach, dass er sich schon sehr lange mit Musik beschäftigt", erzählt Michael Simon, der Neuzugang im Team.
Er ersetzt den Mitte 2006 ausgestiegenen Jay Frog auf der Bühne und im Studio. Michael, einer der angesagtesten House-DJ´s in Hamburg, ist für die Band und langjährige Fans kein Unbekannter: Schon 1997 tourte er mit dem Projekt "Shahin und Simon" als Support-Act mit den Jungs, er hat Remixe für Scooter gemacht und Produktionen bei Kontor Records veröffentlicht. Durch seine vielfältige musikalische Vergangenheit, die neben House, Techno und Hardtrance auch HipHop und R´n´B umfasst, fand Michael sich schnell ins Team ein und entwickelt sich unter anderem zur Geheimwaffe bei der Beat-Programmierung. Ausserdem treibt ihn ein unbändiges Verlangen nach den neusten Club-Releases an, das ihn mehr und mehr zum Trend-Scout der Band macht.
Live and Direct
Außer einer klar synergetisch geprägten Arbeitsweise mit druckvollem Ergebnis definieren sich Scooter vor allem über ihre Konzerte. In kaum einem anderen Bereich setzt die Band sich so konsequent über gängige Dance-Klischees hinweg, wie bei ihren Bühnenshows, einer Mischung aus Punk, Rock´n´Roll und von demonstrativem Größenwahn geprägter Selbstdarstellung.
"Wie stehen einfach auf Inszenierung, auf das große Kino. Ich glaube ohne die Pyrotechnik und das ganze Blitzgewitter drumherum würde mir echt was fehlen", bekennt Jordan, "schon das Warm-Up im Backstagebereich ist zu einer festen Institution für uns geworden, das möchte ich nicht mehr missen." Mit cirka 3000 Watt aus ihrem "Ghettoblaster", einer imposanten PA-Anlage im Backstage Raum, diversen Trance- und House-Mixes und ein, zwei Longdrinks, machen sich Scooter vor jeder Show eine Stunde lang fit. Die gesamt Energie der Gruppe konzentriert während der Tournee auf diesen Zeitpunkt des Tages: "Meistens habe ich am Nachmittag vor einer Show ein Gefühl, als könnte ich nie im Leben wieder auf eine Bühne steigen, so k.o., fast lethargisch bin ich. Zehn Minuten vor Showbeginn renne ich dann Kreise in den Boden vor Nervosität - schliesslich weiß man nie, ob alles funktioniert - aber sobald es losgeht, gibt man einfach nur noch Vollgas. Ich hab da meinen ganz eigenen Rhythmus", erzählt der bekennende Nachtmensch Baxxter, für den jeder Promotiontermin vor 12 Uhr mittags quasi "mitten in der Nacht" stattfindet. "Das ist es, was mir an unserer Situation so gefällt: der Nervenkitzel, die Mischung aus Studioarbeit und Liveshow. Es wird einfach nie langweilig."
33 Singles, 15 Alben und kein Ende
Nur zu gerne werden Scooter mit der Frage konfrontiert, wie man es denn schafft, nach so vielen Jahren und Single- bzw. Albumreleases noch neue Ideen zu entwickeln und sich kreativ zu regenerieren. Die Antwort ist recht einfach: Arbeit, harte Arbeit!
"Wir standen in der Endphase der Albumproduktion oft mehr als 12 Stunden täglich im Studio, aber ein Song braucht Zeit und viele Ideen um zu reifen" betont Michael, der schnell gelernt hat, dass Festivals oder Promotiontermine nicht selten dem kreativen Flow im Studio entgegen stehen. "Wenn man eine zeitlang nicht im Studio gestanden hat, wegen Tour, Promo oder einfach nur Urlaub, dann überkommt einen oft das Gefühl, alles verlernt zu haben. Man fängt manchmal quasi bei Null an.", so H.P. Baxxter über die immer wieder kehrenden Hürden zu Beginn einer Produktionsphase. "Aber die Chance besteht natürlich darin, sich dadurch künstlerisch zu entwickeln, neue Wege zu beschreiten."
Dass dies gelegentlich auch über Zitate aus anderen oft stilfremden Musikstücken erreicht wird, trifft nicht immer auf ungeteiltets Echo. Was im Hip Hop immer schon als Selbstverständlichkeit galt - das Samplen oder Zitieren und Integrieren von fremden Songfragmenten - Hip Hop sich sogar darüber selbst definiert, wird Bands im Techno- und Dancebereich von einigen Unverbesserlichen immer wieder vorgeworfen.
Dabei hat sich die Band jederzeit zu ihrer Arbeitsweise bekannt und nie einen Hehl daraus gemacht, sich angesagter Stile und Strömungen bewußt anzunehmen, um ihre eigenen Songs damit entsprechend zu veredeln. "Streng genommen haben gerade klassische Koryphäen wie Karajan, Callas und Pavarotti sich nahezu ausschliesslich mit Interpretationen vorhandener Werke hervorgetan, was ihrer Genialität und Einzigartigkeit sicher nicht im Wege stand", erläutert Rick mit ironischem Unterton. "Oft besteht in unseren Songs ja gerade der Reiz darin, Altes mit Neuem verschmelzen zu lassen."
Am 9. Februar 2007 kommt nun das neue Album "THE ULTIMATE AURAL ORGASM". In einem neuen Studio, mit frischer Energie, knüpft das Trio dort an, wo "Mind The Gap" und "The Stadium Techno Experience" aufhören. Das Ergebnis ist ein weiterer Meilenstein und eckt mit dem Albumtitel vielleicht bei dem ein oder anderen an – jedoch nicht ungewollt: "Wir lieben englische Wortspielereien, gerade wenn man damit für Aufruhr sorgen kann", so H.P. Baxxters Kommentar zu dem eigenwilligen Albumtitel, "die phonetische Nähe von "aural" zu "oral" hat uns einfach gereizt. Und da uns langsam die Superlative ausgingen, die unseren Sound beschreiben, dachten wir, 'ja - dass könnte passen'." Der Albumtitel ist in der Tat Programm: mit spielerischer Leichtigkeit werden in Songs wie "Lass uns Tanzen", "The United Vibe" oder "Scarborough Affair" die unverwechselbaren Lyrics von H.P. Baxxter von knackigen Elektro Beats, weiten Trance-Sequenzen und ungewöhnlichen Refrain-Hooks umgeben. Das musikalische Konzept des Albums lässt immer wieder Platz für Exkursionen wie Metal-Riffs und Natur-Drums in "Does the Fish Have Chips?" und "Imaginary Battle" bis hin zu Wagner-Zitaten in "East Sands Anthem". Abgerundet wird das Ganze von "The Shit that Killed Elvis", einer Kooperation mit Jimmy Pop, Mastermind der amerikanischen Fun-Rockband "The Bloodhound Gang", der Teile des Songs geschrieben hat.
Auch im dreizehnten Jahr ihres Schaffens präsentieren sich SCOOTER, ein bißchen weise aber keinesfalls leise, erneut angriffslustig in Bestform ihrem Publikum.
http://www.scootertechno.de/archives/biography.asp?lg=de.
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